FORUM - SKIN 01/2009 - hvdn architecten, Amsterdam/NL


Cover SKIN 01/2009

Einfühlsam und überraschend anders
Albert Herder (1960) und Arie van der Neut (1962) sehen es gleichsam als Mission, dem Architekten wieder einen festen Platz als Regisseur zuzuteilen. Der Architekt sollte nicht nur als ästhetischer Berater tätig sein, sondern der Teamspieler, die Schlüsselfigur zwischen Auftraggeber und Nutzer, der mit technischem Wissen, Detailfähigkeit und Kenntnis über Qualitäten und Möglichkeiten verschiedenster Materialien das Projekt grundlegend bestimmt und entwickelt. Denn nur eine solcherart intensive Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Nutzer kann, wie die Erfahrung zeigt, auch letztlich zu einem optimalen Bauwerk größtmöglicher Qualität führen.

TEXT MICHAEL KOLLER

Bei jedem Projekt versuchen sie, die Ambitionen und Wünsche der Auftraggeber so genau wie möglich herauszukristallisieren. Das technische Know-how und die präzise Ausarbeitung ist einer der Grundansprüche ihrer Arbeit. Daneben nimmt das Experimentieren und Entwickeln neuer und optimaler Bauteile (siehe das Wohnprojekt de Albatros oder auch Het Kasteel) eine bedeutende Rolle ein. Ihrem Anspruch an innovativer Architektur liegt permanentes Forschen an Materialien und technischen Möglichkeiten zugrunde.


Albert Herder und Arie van der Neut © Rene den Engelsman

IM KOLLEKTIV
Die Amsterdamer Akademie für Baukunst spielt in beider Leben und Arbeit eine bedeutende Rolle. Nicht nur, weil sie sich dort kennengelernt und zusammen studiert haben und dort nun selbst unterrichten, sondern auch, da sie einen Großteil ihrer Mitarbeiter dort rekrutieren. Ihre Arbeitsmethodik und Bürostruktur ähnelt nicht zuletzt deshalb sehr stark jener der Akademie. Dass sie Architekten geworden sind, ist, wie sie selbst zugeben, eher dem Zufall zuzuschreiben. Demgemäß waren ihre Vorkenntnisse zu Studienbeginn eigentlich gleich null. Das sollte sich schnell ändern: Ständig haben die beiden von da an so viel Information wie möglich über Qualität und Eigenschaften von Projekten, Planungsprozesse und über jene Menschen, die in die Planung involviert sind, aufgesogen und alles höchst genau observiert. Anhand ihrer eigenen Projekte experimentieren sie kontinuierlich und erreichen dadurch ein immer höheres Planungs- und Ausführungsniveau. Ein neues Projekt entsteht im Kollektiv. Zu Beginn jeder Bauaufgabe entwickeln fünf bis sechs Entwerfer in einer Art bürointerner Wettbewerb eine Grundidee. Van der Neut oder Herder führen in diesem Entwurfsprozess noch die Regie, während das jeweilige Projekt in der späteren Planungsphase an einen Projektarchitekten und dessen Team weitergegeben wird. Die Projektleiter sind meistens noch jung und unerfahren und erhalten durch zwei Senior-Projektleiter die nötige Unterstützung. Herder und van der Neut arbeiten ganz bewusst mit jungen Menschen, deren relative Unerfahrenheit und Frische, neue Ideen unvoreingenommen einzubringen, reizt sie an dieser Vorgehensweise ganz besonders. In der Regel bleiben die Mitarbeiter vier bis fünf Jahre in ihrem Büro und genießen während dieser Zeit eine intensive Ausbildung.


Innenhof des Het-Kasteel-Wohnbau-Komplexes © J.L. Marshall

MIT DER RICHTIGEN TECHNIK
Zur Gewährleistung und Kontrolle der nötigen Qualität aller Projekte wurde Jean-Marc Saurer in ihr Team aufgenommen. Er ist der eigentliche Trumpf von hvdn, denn er zieht wie ein Adler über allen Projekten seine steten Kreise. In beinahe alle Projekte involviert, sorgt er mit seinem technischen Know-how dafür, dass die Projektideen in gebaute Wirklichkeit umgesetzt werden können. Auftraggeber wollen regelmäßig darüber informiert sein, welche Materialien und Produkte von den Architekten verwendet werden und stehen jeder Innovation erst einmal skeptisch gegenüber. Einmal in den Entwurfsprozess und in die Entwicklung technischer und materieller Lösungen eingebunden, entsteht eine ebenbürtige Gesprächsbasis, die sich für die weitere Vorgangsweise stets als ideal erwiesen hat.

Die Gebäudespitze des Oosterdokseiland-Gebäudes. Rendering: CIIID 

SCHRITT FÜR SCHRITT
hvdn architecten versuchen die architektonische Qualität stets ein bisschen weiter nach oben auszurichten. Ihre Planungen strotzen nur so vor Ideen über städtebauliche Gegebenheiten, Gebäudetypologien, Materialanwendungen usw. Es liegt ihnen nichts ferner, als Ikonen entwerfen zu wollen, da sich diese nur allzu oft und schnell eindimensional und bedeutungslos herausstellen. Dennoch möchten sie charakteristische Gebäude schaffen, die sich in das städtische Ensemble einfügen und gleichzeitig voller Überraschungen stecken. Das ikonografischste Gebäude der beiden ist Het Kasteel, ein Tor zu einem Stückchen Amsterdam, das sich fast wie in eine neue Welt öffnet. Alles funktioniert darin. Es ist gerade ikonografisch genug, ist funktionell und reagiert auf die Bedürfnisse der Nutzer. Möglichst in jedes ihrer Projekte versuchen hvdn auf irgendeine Art, Kunst zu integrieren. Das geschieht nicht aus einem als Reglementierung aufgetragenen Zwang heraus, sondern ist selbstverständlicher immanenter Anteil an einem Gesamtkonzept. So gelingt es ihnen, etwa ein simples Backsteingebäude durch die spezielle, technische und künstlerische Verwendung von Ziegeln zu einem ganz speziellen Objekt eines Stadtteils werden zu lassen und in den Bewohnern, die sich mit dem Bau auch identifizieren, dann dieses ganz gewisse Prickeln hervorzurufen – und all das, ohne in architektonischer Hinsicht eine Ikone geschaffen zu haben.


Die farblich unterschiedlichen Geschoße der Schule ‘tij49 © Luuk Kramer

MIT GEWISSER EHRFURCHT
Herder und van der Neut betrachten auch mit großem Interesse, wie sich andere Architekten entwickeln. Dabei ist es ihnen nicht nur wichtig, ein ganz bestimmtes Projekt zu analysieren, sondern vielmehr zu sehen, wie die gewonnenen Erfahrungen aus einem Projekt das nächste beeinflusst haben, welche Kenntnisse und Schlüsse der Architekt gezogen hat. Beide geben zu, dass sie von unterschiedlichsten Projekten beeindruckt sein können, und dass dieses gewisse, ehrfurchtvolle Staunen, das einen manchmal angesichts eines Bauwerks zu erfassen vermag, für die Entwicklung neuer Ideen durchaus entscheidend sein kann: Die Details von Gebäuden eines Louis Kahn, deren Einbettung in die Umgebung und deren Gesamtkonzept beeindruckt sie da ebenso wie der generöse Umgang mit dem Raum oder der Lichteinfall im römischen Pantheon. Oft gelangen sie über die akribische Erforschung eines ganz bestimmten Meisters wie zum Beispiel Jean Prouvé zur Wiederentdeckung eines anderen wie zum Beispiel eines Auguste Perret. Auch so entstehen letztlich unvergessliche Eindrücke und Erfahrungen, die beide Architekten dann immer aufs Neue in ihre eigene Arbeit einfließen lassen.

Wohnraum mit faltbaren Fenstern im Albatros-Komplex © J.L. Marshall

hvdn - architecten Biografie
Albert Herder (1960) und Arie van der Neut (1962) studierten an der Akademie für Baukunst (Academie van Bouwkunst) in Amsterdam, wo sie sich auch kennenlernten. Sie machten gemeinsame Praktika bei Meijer & van Schooten und bei Atelier Zeinstra van der Pol (heute DOK architecten). Albert Herder beschloss, nach seinem Studienabschluss ein eigenes Büro zu gründen, während Arie van der Neut gemeinsam mit Hans Tupker das Büro Tupker van der Neut ins Leben rief. Im Jahr 2000 führte beide das Projekt Albatros wieder zusammen, da Herder dafür Verstärkung benötigte. Der Zusammenarbeit entsprang die Gründung ihres gemeinsamen Büros Herder van der Neut Architecten, das sie 2004 in hvdn umtauften. Momentan befindet sich ihr Büro, das zurzeit aus ungefähr 15 Mitarbeitern besteht, noch im Stadtteil Amsterdam-West, der notwendige Umzug in neue Räumlichkeiten aufgrund ihres Wachstums steht allerdings unmittelbar bevor.


Die Holzfassade der Schule mit den farbigen Aluminiumpaneelen © J.L. Marshall

HET 4E GYMNASIUM, AMSTERDAM – SCHULE HOUTHAVENS
Das Gebiet im Houthavens war bis vor kurzem noch ein teilweise brachliegender, undefinierter Raum mit lose angeordneten Industriegebäuden. In der Zwischenzeit ist das Gebiet temporär in Nutzung genommen worden. Studentenwohnungen, Restaurants und Künstlerateliers sind entstanden, wodurch das Gebiet in einen lebendigen Ort verwandelt worden ist. 2007 wurde beschlossen, dass das 4. Gymnasium einen Platz im neuen Wohnviertel des Houthavens bekommen soll. Da es noch länger bis zur Realisierung des definitiven Schulgebäudes dauern wird, wurde ein temporäres Gebäude mit einer Nutzungszeit von fünf bis zehn Jahren für dasselbe Gebiet anvisiert. Das Interimsgebäude ist aus mobilen Modulen aufgebaut, sodass es nach dem Ende seines dortigen Gebrauchs an andere Orte in Amsterdam transportiert werden kann.


Der windgeschützte Innenhof mit den Erkern © J.L. Marshall

Hofleben
Um für die Lehrlinge in diesem offenen Gebiet einen geschützten Platz zu schaffen, wurde das geforderte Programm um einen Innenhof situiert. Die Sporthalle mit einem großen Fitnessraum befindet sich hinter dem Unterrichtsgebäude auf der Strandseite. Neben dem Innenhof besitzt das Gymnasium einen offenen Schulplatz, ein Sportfeld, und die Nutzer können zusätzlich von dem nahegelegenen Strand Gebrauch machen. Auf diese Weise werden die Qualitäten des Houthavens optimal genützt. Das Schulgebäude selbst hat 4.000 Quadratmeter und ist mit allen nötigen, modernen Unterrichtsmitteln und Technologien ausgestattet: ICT Räume, eine Mediathek, ein Auditorium und eine große Aula. Der Innenhof ist das pochende Herz der Schule. Sowohl im Hof selbst als auch in den an der Hofseite gelegenen Gängen findet den ganzen Tag Bewegung statt. Die Gänge mit ihren raumhohen Fenstern sind transparent und lichtdurchflutet. Sie werden nicht nur als Verkehrsräume benutzt, um von einem Klassenraum zum anderen zu kommen, sondern auch als Treffpunkt für Schüler und Professoren, die in Ruhe in den Erkern entlang der Gänge miteinander arbeiten können. Im Hof sind Sitzbänke angebracht, wodurch ein idealer, vor Wind und Wetter geschützter Treffpunkt für die Schüler entstand.


Der lichtdurchflutete Gang um den Innenhof © J.L. Marshall

Charakter
Die Fassade ist nach zwei verschiedenen Prinzipien geplant, die den Charakter des Gebäudes auszeichnen. Der Sockel der Außenfassade ist mit flachen, farbigen, in rot-orangefarbenen Tönen gehaltenen Aluminiumpaneelen verkleidet und zieht sich durch den Innenhof. Der Sockel wird so zum Vorboten für die Farbenexplosion im Innenhof. Im Gegensatz zu den flachen Aluminiumpaneelen ist die Holzfassade an der Außenseite räumlich entworfen und verschafft dem gesamten Gebäude Plastizität. Die expressive und modular aufgebaute Fassade ist kaum von einer traditionellen zu unterscheiden. Durch die Anwendung einer Anzahl von Innovationen wird dem monotonen Erscheinungsbild von aufeinandergestapelten Modulen vorgebeugt. Die Wahl einer relativ dicken Außenfassade ermöglicht das Entwerfen eines Reliefs. Unterhalb der Fensterrahmen knickt die Holzfassade 20 cm nach innen, wodurch der Eindruck von zwei übereinandergestapelten Arkaden entsteht. Dieser Effekt erzeugt die gewünschte Plastizität und bewirkt, dass die Fassade von der Höhe des Sockels aus betrachtet nicht schwer und plump wirkt. Auch die Fugen zwischen den einzelnen Modulen sind so nicht sichtbar. Die hölzernen Fassadenteile bestehen aus schmalen, vertikal und in kleinem Abstand voneinander fixierten Latten. Durch die Vielzahl „künstlicher“ Spalte werden auch die „echten“ Spalten zwischen den Werkteilen unsichtbar. Im Sockel und an der Innenhoffassade verschwinden die Spalten durch die rhythmisch angeordneten, unterschiedlich breiten und farbigen Aluminiumpaneele. Diese künstlerischen Lösungen führen dazu, dass das Schulgebäude eine permanente und doch dynamische Ausstrahlung besitzt. Eine adäquate und schöne technische Lösung für diese modular aufgebaute Struktur zu finden, wurde zur treibenden Kraft des Entwurfes.

Schnitt durch die Außenfassade

Mobil
Das Gymnasium zeigt, dass das modulare Bauen in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht hat. Es ist lange nicht mehr Synonym von Einförmigkeit. Die Schule weist ein technisches und ästhetisches Qualitäts- und Verarbeitungsniveau auf, das mit denen permanenter bzw. traditioneller Schulbauten konkurrieren kann. Gleichzeitig ist das Gebäude in mehrerer Hinsicht sehr flexibel. Es ist zerlegbar und kann in den kommenden Jahren dorthin transportiert werden, wo es benötigt wird. Aufgrund seiner modularen Struktur kann es veränderten Nutzeransprüchen angepasst werden, wodurch sich seine Lebensdauer verlängert.

Het 4e Gymnasium
Gevleweg, Amsterdam

Entwurfsteam: Albert Herder, Arie van der Neut, Stijn de Jongh
Technische Beratung: Jean-Marc Saurer
Projektteam: Albert Herder, Pascal Bemelmans, Nils van Ipenburg, Jan-Pieter Penders
Auftraggeber: Stadsdeel Westerpark Amsterdam, Esprit-Groep.
Nutzer: Ursem Bouwgroep B. V., Wognum
Planungsbeginn-Fertigstellung: 2008

Die Beleuchtung unterstreicht die Farben der Geschoße © Luuk Kramer

SCHOOL ‚TIJ49, AMSTERDAM – SCHULE IJBURG
Die Parzelle 49 auf Ijburg, in unmittelbarer Nähe des Stadtzentrums von Amsterdam, ist speziellen Funktionen, oft temporären Charakters, vorbehalten. In den kommenden fünfzehn Jahren wird sich dieser Bereich im Zuge der weiteren Bebauung Ijburgs weiterentwickeln und verändern.

Modular und temporär
Bereits 2005 wurde klar, dass sich der geplante Bau des Ijburger Gymnasiums verzögern würde. Um dennoch mit dem Unterricht wie geplant im September 2006 beginnen zu können, beschloss die Gemeinde Amsterdam, eine temporäre Schule zu errichten. Nach Fertigstellung der definitiven Schule soll der temporäre Bau als Volkschule weiterdienen, um besonders hohe Schülerzuströme aufzufangen. Hvdn architekten wurden somit beauftragt, einen aus Modulen aufgebauten Schulbau zu errichten. Durch den engen Zeitrahmen verblieb den Architekten von der ersten Planung bis zur Fertigstellung weniger als ein halbes Jahr Zeit. Der Bau ist nunmehr für eine zwanzigjährige Nutzung konzipiert. Zur optimalen Nutzung ist das Gebäude rechtwinkelig auf der Parzelle platziert; Der Schulhof bildet so die Verbindung zwischen Straße und Kai.


Der Blick vom Schulplatz zum Wasser © Luuk Kramer

Zentrale Achse
Ein breiter Mittelgang bildet den Kern des Gebäudes; die Längsseite der Schule befindet sich am Schulplatz und erhielt drei Eingänge. So gelangen drei unterschiedliche Nutzer gleichzeitig in den Schulbau. Verbunden sind die gestapelten, vorfabrizierten Module durch breite, horizontale und expressive Balkonbänder. Diese auskragenden Bänder dienen gleichzeitig als Sonnenschutz und schützendes Vordach über den Eingängen im Erdgeschoß. An der Außenseite weiß gefasst, erhielten diese an der Innenseite die für das jeweilige Stockwerk typische Farbe, die sich wiederum im Gebäudeinneren fortsetzt. Nachts werden die farbigen Balkone durch Leuchtstoffröhren angestrahlt. Die Architekten spielen in der Farbverwendung mit sehr plastischen Effekten und setzen bewusste Akzente auf die Kontraste zwischen dem grauen Hauptkörper, den weißen Balkonbändern und Fensterrahmen und den intensiven, kräftigen Farben der einzelnen Geschoße.

Schule ‘Tij49
Frans Zieglerstraat, Bert Haanstrakade

Entwurfsteam: Albert Herder, Arie van der Neut, Monika Pieroth, Sabine Heine
Projektteam: Albert Herder, Tom Jonker, Nils van Ipenburg
Technische Beratung: Jean-Marc Saurer
Auftraggeber: Stadsdeel Zeeburg Amsterdam
Nutzer: Ursem Bouwgroep bv, Wognum
Planungsbeginn–Fertigstellung: 2006

Die Außenansicht des Komplexes© J.L. Marshall

WOHNBAU HET KASTEEL, AMSTERDAM
Der Science Park liegt zwischen dem Flevopark, dem Indischen Stadtteil und der Eisenbahnlinie Amsterdam-Amersfoort im Südosten Amsterdams. Bis vor kurzem waren hier neben wissenschaftlichen Instituten, Technologie- und Naturwissenschaftsbetrieben vor allem Volksgärten zu finden. Bisher war der Science Park von der Stadt isoliert und nur durch einen unter dem Rangierterrain verlaufenden langen Tunnel zu erreichen. Nun wird das Gebiet durch eine neue Straße sichtbar an die Stadt angeschlossen. Ein fünfteiliges Gebäudeensemble bildet ein neues Wohngebiet. Het Kasteel (Die Burg) liegt an der äußersten Westseite des Science Parks und fungiert als Visitenkarte des Gebiets.

Kristallin
Die Stadtgrenzen Amsterdams sind erreicht, Bauplätze für neue Wohnungen sind knapp. Was übrig bleibt, sind jene Orte, an denen mit komplexen Randbedingungen wie hoher Lärmbelastung, Sicherheitsproblemen oder großer Luftverschmutzung zu rechnen ist. Het Kasteel steht gleich neben dem Rangierareal des Eisenbahnbetreibers ProRail, wodurch auch ein vom Gebäude unabhängiger Lärmschutz verlangt wurde. Um nicht eine für Bürohäuser oft typische Doppelfassade entwerfen zu müssen, begann die Suche nach einer markanten und mit einem Wohnbau zu vereinbarenden Fassadenlösung. Der Komplex wurde somit an der Außenseite mit Glaspaneelen eingehaust, die in einem stets anderen Winkel zueinander stehen und dem Bau den Charakter eines riesigen Kristalls verleihen. Die Wechselwirkung zwischen Wohnhausfassade und vorgesetzter, dynamischer Glashaut lässt das Gebäude zu einer Ikone des Science Parks werden.


Zoom auf die Fassade mit den Wintergärten © Luuk Kramer

Burgcharakter
Das von einem Wassergraben umgebene Ensemble besteht aus einem vier bis fünf Stockwerke hohen, rechteckigen Unterbau und einem 45 Meter hohen Turm. Fußgänger und Radfahrer gelangen über eine Brücke in den Innenhof. Auf diesem halboffenen Holzdeck liegen die Eingänge in alle Wohnungen, unter diesem Niveau befinden sich als Teil des Unterbaus die sogenannten zu den Erdgeschoßwohnungen gehörigen „Wasserzimmer“ sowie Garagen und Kellerabteile.
Die Wohnungen variieren in Größe und Typologie, sie sind ebenerdig, als Maisonetten oder mit Galerien ausgebildet oder im Turm angesiedelt. Trotz Lärmbelästigung ist es gelungen, allen Apartments Außenräume zuzuteilen, den höhergelegenen Loggias oder Dachterrassen.

Beschütztes Zuhause
Der Innenhof ist ein informeller, beschützter Raum, der sich als Treffpunkt für die Bewohner anbietet. Die zentralen Eingangshallen sind durch verschiedenfarbige Glasfassaden gut sichtbar und identifizierbar, sie werden abends zur indirekten Hofbeleuchtung. Durch die unterirdisch angelegte Garage, die durch ihre Holzwände, Bäume und runden Lichtöffnungen eher an eine Eingangshalle erinnert, wird der Innenhof völlig autofrei.

Het Kasteel
Carolina Macgillavrylaan

Entwurfsteam: Albert Herder, Arie van der Neut, Vincent van der Klei
Projektteam: Arie van der Neut, Pascal Bemelmans, Vincent van der Klei, Monika Pieroth
Technische Beratung: Jean-Marc Saurer
Bauherr: Synchroon/Heddes Vastgoed bv Hoorn
Nutzer: Heddes Vastgoed bv Hoorn
Planungsbeginn–Fertigstellung: 2004–2008

Der große Wohnbaukomplex Albatros © J.L. Marshall

WOHNBAU DE ALBATROS, AMSTERDAM
In der Umgebung des Hasseltwegs in Amsterdam-Nord entsteht in einem Stadtteil mit gartenstadtähnlichem Charakter das aus mehreren Ensembles bestehende großmaßstäbliche Projekt Albatros.

Skulptural
Als größte Herausforderung beim Entwurf von Albatros galt die Konfrontation zwischen dem großmaßstäblichen Wohnkomplex und der umliegenden Gartenstadt. Um den Neubau nicht wie ein Messer durch das Gebiet schneiden zu lassen, entschieden sich die Architekten, das Gebäude in unterschiedliche Volumina aufzusplitten. So entstand das Konzept eines Sockelgeschoßes mit vier Wohntürmen (Lamellen) und insgesamt 130 Wohnungen. Der Sockel entstand in Anlehnung an die umliegenden Häuser und beherbergt verschiedene Serviceeinrichtungen wie ein Gesundheitszentrum, Büros sowie Geschäftslokale. Die einzelnen Baukörper sind so dimensioniert, dass eine Stapelung unterschiedlichster lichtdurchfluteter und gut belüfteter Wohntypen möglich wurde. So entstanden Apartments mit optimalen Aussichten.


Die Farbe Grün dominiert auch Innen © Luuk Kramer

Maximale Transparenz
Die Eingänge im Erdgeschoßbereich sind transparent und als visuelle Verbindungen zwischen den begrünten Innenhöfen und der Straße ausgebildet. Durch diesen Trick und die geringe Tiefe des Sockels kann Sonnenlicht bis zur Nordseite, also bis zur Straßenseite durchdringen. Die langgestreckte Fassade wird durch die Lichtspalte optisch gebrochen. Die Innenhöfe an der Südseite wurden mit diversen Baumarten begrünt und sind gemeinschaftlich nutzbar. Abends vermittelt der Garten durch die farbige Beleuchtung eine ganz besondere Atmosphäre. Die unterirdische Garage wird durch Aussparungen in der Decke natürlich belichtet. Erschließungsgänge, Lifte und Treppenhäuser verlaufen gartenseitig und ermöglichen den Blickkontakt in die Gärten.

De Albatros
Albatrospad

Entwurfsteam: Albert Herder, Arie van der Neut, Vincent van der Klei, Jean-Marc Saurer
Projektteam: Albert Herder, Jean-Marc Saurer, Rodger van Leeuwen
Technische Beratung: Jean-Marc Saurer
Auftraggeber: De key / De Principaal Amsterdam
Nutzer: Van der Waal, Vlaardingen
Planungsbeginn–Fertigstellung: 1999–2006
Auszeichnungen: Zuiderkerk-Preis 2003 Amsterdam

Die zukünftige Fassade. Rendering: CIIID

HORECA, OOSTERDOKSEILAND, AMSTERDAM
Auf der Amsterdamer Oosterdock-Insel (Oosterdokseiland), in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof entsteht ein Stadtteil mit großmaßstäblichen Projekten nach einem Masterplan von Erick van Egeraart Architects: Wohnungen, Büros, ein Hotel, ein Konservatorium, Geschäfte, Bars und Restaurants. Die Bebauung sieht sechs Blöcke mit einer sehr hohen Dichte, mit Einschnitten, schmalen Stegen und Innenhöfen vor. Jeder der einzelnen Blöcke wird von mehreren Architektenteams geplant. Der Masterplan sieht einen physischen Einschnitt innerhalb der Bebauung vor. Zwei Volumen sind durch einen Steg miteinander verbunden. Durch deren geringen Abstand und die Gebäudehöhe wird dieser Einschnitt zu einer wahren Kluft und gleichzeitig zum Thema des Gebäudekonzepts.

Zoom auf die Fassade. Rendering: CIIID

Charakter
Die größte Qualität der Wohnungen der Oosterdock-Insel liegt in der Aussicht auf die Innenstadt Amsterdams. Durch das Anbringen breiter, raumhoher Glasfronten wird diese Qualität optimal ausgenützt, sie ermöglicht in allen Wohnräumen eine großzügige Aussicht über die Stadt. Die Idee des „A room with a view“ wurde hier baulich perfekt umgesetzt. Durch die vollständig zu öffnenden Glasfronten gehen die Innenräume direkt in die Außenräume über, die Wohnräume werden zu Balkonen über der Stadt. In jedem Geschoß wurden die gläsernen Fronten unterschiedlich tief in die Fassade zurückversetzt, wodurch Letztere eine Art Relief erhält. Durch das so entstehende Spiel zwischen Licht, Schatten und Spiegelungen erhält das Gebäude eine äußerst lebendige Ausstrahlung.

Oosterdokseiland
Oosterdokskade

Entwurfsteam: Albert Herder, Arie van der Neut, Stijn de Jongh, Sabine Heine
Projektteam: Arie van der Neut, Stijn de Jongh, Menno Veldman
Technische Beratung: Jean-Marc Saurer
Auftraggeber: Bouwfonds Mab Den Haag
Nutzer: Heddes Vastgoed bv Hoorn
Planungsbeginn: 2001




  © Blogger templates Brooklyn by Ourblogtemplates.com 2008

Back to TOP